Der weite Weg zum Alphabet Geschichte der Satzschriften Seite 20
Kapitel 5: Grotesk, aber sachlich
Mit dem Ende des 19. Jahrhunderts schien der Verfall der Schriftkultur eingeläutet. Von den haarfeinen Linien der fetten Antiqua über die rechteckigen Quader der Egyptienne bis hin zu den ausufernden Geschwüren der Toscanienne hatte man die Serifenformen bis in alle möglichen und unmöglichen Extreme variiert. Die letzte Möglichkeit bestand darin, sie ganz wegzulassen.
Industrialisierung
Karl Friedrich Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn, jedem Radfahrer als Erfinder einer zweirädrigen Laufmaschine bekannt, konstruierte 1829 die erste mit Tasten ausgerüstete Schreibmaschine. Das badische Ministerium des Inneren erkannte jedoch den praktischen Wert der zur Prüfung übergebenen Schnellschreibmaschine nicht und lehnte die Erfindung schlichtweg ab.
Erst 1876 ging mit der "Remington No.1 " die erste Schreibmaschine in Serie. Im gleichen Jahr noch lieferte Mark Twain mit seinem "Tom Sawyer" das erste getippte Manuskript der Literaturgeschichte ab.
Die Mechanik dieser neuen Schreibgeräte rückte das Papier nach jedem Buchstaben um die gleiche Breite vor, ganz gleich, ob es sich um ein schmales "I" oder ein breites "W" handelte. Die anfänglich benutzten Satztypen lieferten unter solchen Bedingungen natürlich höchst unleserliche Ergebnisse. Die fehlende Breite des "I" mußte mit dicken, ausladenden Serifen überbrückt werden. So entstand eine ganz eigene, typische Schreibmaschinenschrift, die als "Pica" bekannt wurde.
Muster23 ITC American Typewriter
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