Der weite Weg zum Alphabet Geschichte der Satzschriften Seite 9
1530
Claude Garamond
Der heute wohl bekannteste Schriftgestalter der Renaissance war Claude Garamond. Sein Handwerk erlernte er bei Geofroy Tory, einem Pariser Philosophen und Schreibmeister. Dieser hatte einige Jahre in Italien verbracht und dort die italienische Antiqua lieben gelernt. Garamond war einer seiner eifrigsten Schüler.
Sein handwerkliches Geschick (bereits mit fünfzehn Jahren soll er 12-Punkt Schriften in Stahl geschnitten haben), kombiniert mit dem humanistischen Einfluß
Torys dürfte wohl dafür verantwortlich gewesen sein, daß sich die Antiqua in Frankreich als Normschrift durchsetzte. Sonst hätten die Franzosen wahrscheinlich bis ins 20. Jahrhundert an den gebrochenen Schriften festgehalten, so wie die Deutschen.
1530 gründete er im Alter von 50 Jahren seine eigene Schriftgießerei. Er war einer der ersten, die das Schriftdesign als eigenständiges Gewerbe ansahen, und seine Schriftschnitte fanden Anklang bei den feinsten Druckern Frankreichs. Im Auftrag König Franz I entwarf er 1541 eine griechische Schrift in drei Graden, die "Grec du Roy." Dies begründete seinen Ruhm und brachte ihm den Titel eines königlichen Schriftgießers ein. Kurz darauf entstand seine berühmt gewordene Antiqua in mehreren Graden und einer Kursiven, bei der erstmals auch die Versalien schräg gestellt waren.
Garamond selbst betrachtete seine Erolge wohl eher mit gemischten Gefühlen. Während die Verleger und Drucker mit Hilfe seiner Typen zu Reichtum und Macht kamen, waren seine eigenen Gewinne recht bescheiden. Nach seinem Tod 1561 verblieben der Witwe lediglich Schriftstempel und Matrizen zum Verkauf.
Gruppe 2: Französische Renaissance-Antiqua
Die Französische Renaissance-Antiqua unterscheidet sich von der Venezianischen durch etwas differenziertere Strichstärken, keilförmige Ansatzstriche bei den Kleinbuchstaben und einen waagerechten Miftelstrich im kleinen "e".
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